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AutorenbildDoris Kurath

Wildbunter Frühlingsteller

Aktualisiert: 27. Feb.

Ein Gastbeitrag von Doris Kurath


Als passionierte "Wildchrüterfrau" seit bald 40 Jahren, zwickts und zwackts mich in allen Gliedern, sobald es nach Frühling zu riechen beginnt.


An einem sonnigen Frühlingstag lädt mich die Natur ein, auf Erkundungstour zu gehen. Getreu meinem Motto; «Geh raus, mach weniger theoretisch und mehr praktisch», ziehe ich los, offen wohin der Weg mich führt. Denn: Erkenntnisse kommen durchs Tun, durchs eigene Beobachten und durchs mit Herz und Sinn aufnehmen.


Ohne Ziel wandere ich, bewundernd was schon alles grünt und spriesst am Wegesrand. Irgendwann setzte ich mich in die Wiese in der Nähe eines Waldrands, ziehe die Schuhe aus, um die Erde gut zu spüren und nehme mit geschlossenen Augen wahr:

Da, ein leichter Windstoss trägt den bärenstarken Duft des Bärlauchs zu mir. Allein durch den Duft habe ich das Gefühl, die stärkenden Vitamine und Mineralien aufzunehmen.


Aromatische Würze dank wildem Thymian

Ein Stück weiter lege ich mich auf eine Wiese und schon umhüllt mich ein neues Aroma: der Quendel (wilder Thymian). Er begrüsst mich mit seinem betörenden Duft und gleich habe ich das Gefühl, freier atmen zu können. Der Quendel ist eine sehr effektive Heilpflanze und wirkt z.B. Wunder bei Husten als Tee. Als Wildpflanze gibt er Speisen eine aromatische Würze. Ach, so sehr geniesse ich es, da zu liegen. Unter mir die Erde wahr zu nehmen und über mir die Sonnenkraft zu spüren, im Bewusstsein auf einem Thymianbett zu liegen. Unbedingt nachahmen, es ist ein Geschenk der Natur.


Ich gehe ein paar Schritte weiter zum Waldrand. Dort erwartet mich ein wahrlich "reich gedeckter Tisch": Zuerst bediene ich mich beim Bärlauch. Oh so wunderbar, auch der Löwenzahn zeigt sich mit kraftvoller Mitte und gleich daneben blüht der Giersch (wilder Peterli). Sogar die dunkelgrünen Spitzen der Brennnessel zeigen sich bereits. Diese enthalten viel Eisen, das vom Organismus leicht aufgenommen werden kann.


Nix da Unkraut

Die Gundelrebe schlängelt sich durchs Laub und daneben - einem Teppich gleich - verbreitet sich die Vogelmiere, das vermeintliche Unkraut! Wer sie aber kennt weiss, sie ist ein Bodendecker der speziellen Art. Sie soll heute den Hauptteil meines Salats ausmachen, denn sie ist so gesund. Sie enthält doppelt so viel Kalzium, dreimal so viel Kalium und Magnesium und siebenmal so viel Eisen wie Kopfsalat und ist diesem mit einem Vitamin A- und C-Gehalt gleich 2- bis 8-fach überlegen. Mit ihrem herrlich, leicht nussigem Aroma ist sie einfach eine Delikatesse, nicht nur im Salat oder Smoothie, auch als Pesto und in einer Wildgemüse-pfanne. Fantastisch schmeckt sie auch simpel auf einem Butterbrot, Als Heilpflanze hilft die Vogelmiere (Stellaria media) insbesondere bei Hautproblemen.


Und zwischen all dieser grünen Vielfalt entdecke ich Farbtupfer von den ersten Frühlingsblüten - blaue und weisse Veilchen, natürlich das Gänseblümchen und da ein ganzes Plätzli von den tiefgelb-sonnigen Blüten des Huflattichs dem altbekannten «Teeblüemli». Die Knospen des Huflattichs in Kokos oder Butter geschwenkt sind ein Geheimtipp in der Wildkräuterküche und das «Tüpfli ufs i» über meinen Wildkräuter-Salat!


So genug gesammelt, denn heute sammle ich so viel, dass ich beim Heimkommen meine Lieben mit einem bunt-leckeren Frühlingsteller überraschen kann.


Ich hätte natürlich noch so einiges zu berichten über unsere Wild- und Heilpflanzen vor der Haustür z. B. Wie sammeln, für was sind sie gut, wie mache ich eine Tinktur, warum räuchere ich mit Fichten-Harz und und und.


Streifzug durch Amdens Wiesen





Zur Autorin

Doris Kurath ist Wild- und Heilpflanzen-Fachfrau. Die Wiesen vor der Haustüre sind für sie wie ein gedeckter Tisch. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Doris mit der Natur und dem Leben im Einklang mit ihr. Mit grosser Freude gibt sie ihr Wissen weiter.

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