Ein Gastbeitrag von Josianne Hosner von Quittenduft
Als Mens-Tante und Zykluscoach gibt Josianne von Quittenduft schon seit über 8 Jahren ihr Wissen rund um den weiblichen Menstruationszyklus weiter und unterstützt Frauen dabei, die Magie des Zyklus zu verstehen und seine Kraft für den Alltag zu nutzen.
Endlich schlafen die Kinder. Ich habe es mir mit einem Kräutertee auf der Couch gemütlich gemacht. Der Laptop balanciert auf meinen Knien, weil ich noch schnell eine E-Mail beantworten will und plötzlich finde ich mich in diesem Onlineshop wieder. Eine Freundin hat ihn mit empfohlen. „So schöne Klamotten“, hat sie gesagt. Und Recht hat sie, echt schön. Genau meine Farben. Ich scrolle, klicke und staune. Ich drücke auf „In den Einkaufswagen“ und schlürfe meinen Tee.
"Das fühlt sich gut an. Unbeschwert shoppen am Feierabend."
Moment mal. Hab ich nicht noch diese blaue Bluse mit dem Blättermuster im Schrank? Und die mintgrüne ist auch recht neu. Brauche ich wirklich neue Oberteile? Ich steh doch jetzt schon oft davor und kann mich kaum entscheiden.
Warum ich nicht mehr in die Shoppingfalle tappe
Ich halte inne. Bin am Zyklustag 26. In den Tagen kurz vor der Mens. Die Tage, an denen mein Akku schneller leer ist und ich mir viel mehr als sonst etwas Gutes tun sollte. Doch heute ist es mit Tee und Couch nicht getan, denn mein Tag war streng. Ich finde, heute hab ich mehr verdient und flüchte mich in den Onlineshop.
Früher habe ich in solchen Situationen gekauft und mich später über mich selbst geärgert. Heute weiss ich, dass es eine Strategie ist, die mir eben NICHT gut tut. Seit ich meinen Zyklus beobachte und stets weiss, wo ich gerade stehe, kann ich solche Fallen erkennen und tappe nicht mehr hinein.
Stattdessen lösche ich alle hinzugefügten Artikel aus meinem Warenkorb. Jaaa, ich bin mir sicher. Ich möchte die Artikel wirklich löschen und meinen Einkauf beenden. Dankeschön und auf Wiedersehen! Ich klicke mich noch einige Minuten durch die Sommershirts. Meine Freundin hat einen tollen Geschmack, es sind wirklich zauberhafte Stücke dabei. Dann klappe ich den Laptop zu, nehme mein Buch zur Hand und fange an zu lesen.
Zykluswissen bedeutet wieder "Back to the Roots" zu gehen
Es wäre völliger Quatsch gewesen neue T-Shirts zu bestellen, obwohl der Kleiderschrank voll ist. Doch das war nur ein kleines Beispiel aus meinem Alltag, das verdeutlicht, warum es echt cool ist, seinen Zyklus gut zu kennen. Wer seinen Zyklus kennt, der schont Ressourcen. Und zwar seine eigenen, die seiner Mitmenschen und auch die der Welt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Mutter Erde besser gehen würde, wenn wir alle wieder Zugang hätten zu diesem uralten Wissen. Wenn wir das Altbekannte wieder erinnern, feiern und in unser tägliches Leben integrieren würden. Den Zykluswissen ist keine neumodische Spinnerei, sondern etwas, dass sich seit Langem bewährt hat.
Ich spreche nicht davon, dass früher alles besser war. Aber davon, das Gute wieder aufzugreifen und zu „verwenden“. Sind nicht oft die alten Apfelsorten die Leckersten? Altes Wissen um deinen Zyklus zu konsumieren, ist wie ein feines Buffet aus feinen Bio-Zutaten, das dich rundum nährt. In einer Zeit, in der so vieles, was wir täglich zu uns nehmen und tun unserem wahren Wesen nicht entspricht. Ich teile mit dir 4 Aspekte, die Zykluswissen und Nachhaltigkeit gemeinsam haben und zeige dir, warum es sinnvoll ist, mehr über deinen eigenen Zyklus zu erfahren und zyklischer zu leben.
"Alles hat seine Zeit" oder "Immer alles easy?"
Wir leben in einer Welt, in der immer alles verfügbar ist. Früher gab es Erdbeeren im Sommer. Heute kannst du sie auch für das Dessert am Heiligabend verwenden. Du kannst rund um die Uhr tanken und einkaufen. In irgendwelchen abgefahrenen Hallen voller Kühltechnik fahren Menschen im Frühling Snowboard und wenn du bei Amazon im Premium-Speed-Versand bestellst, musst du kein bisschen auf den neuen Bestseller warten.
Die Welt ist schnell geworden und obwohl das vielen Menschen gar nicht schmeckt, rennen wir weiter. Weil wir vergessen haben, dass wir ein Teil der Natur sind und wir genau wie sie zyklisch „funktionieren“. Im Sommer werden die Kirschen reif, die Birnen im Herbst. Im Winter fällt Schnee (wenn er fällt) und der erste Löwenzahn kommt im Frühling raus. Jede Jahreszeit hat ihre Highlights, jede Phase hat Dinge, die eben dran sind – oder auch nicht.
Genauso ist es auch im weiblichen Zyklus. Reden halten vor Publikum ist nicht in allen Zyklusphasen dran und auch das klärende Gespräch mit dem Partner sollte lieber nicht im Zyklusherbst stattfinden. Den Kuchenstand beim Schulfest betreuen, schaffst du in der Mitte des Zyklus easy, während der Mens dagegen, wird’s echt streng. Lernst du deinen Zyklus besser kennen, verstehst du, dass alles in deinem Leben seine Zeit hat. Dass eben nicht immer alles machbar ist. Ok, machbar vielleicht schon. Aber dann schmeckt`s halt nicht.
Die eigenen Ressourcen im Blick haben
Wenn ich meinen Zyklus kenne, kann ich meine Energie einteilen. Ich muss eben nicht immer alles schaffen und habe gelernt auch mal NEIN zu sagen. Ich muss nicht ganzjährig Erdbeeren kaufen. Weil ich weiss, dass sie im Sommer sowieso am besten schmecken und ich dann wieder welche essen kann. Genauso muss ich nicht für jede Aufgabe immerzu bereit sein. Denn ich habe gelernt, dass ich sie in 2 Wochen mit einer viel passenderen Energie lösen kann.
Zykluswissen hilft mir immer wieder, meine Kräfte gut einzuteilen und nicht verschwenderisch mit ihnen umzugehen. Vielleicht denkst du jetzt: „Aber dann schaff ich gar nicht alles, was es zu erledigen gibt!“ Maybe. Inzwischen hinterfrage ich viel kritischer, welche Aufgaben den überhaupt erledigt werden müssen. Ich sehe Familien die ihre Tage so voll packen, dass sie aus allen Nähten platzen. Sie sprinten von einer Verpflichtung zur nächsten und auch wenn das schöne Termine sind, bleibt doch die Freude und Leichtigkeit irgendwann auf der Strecke.
Die eigenen Ressourcen als Frau, Mutter, Freundin, Partnerin und Kollegin im Blick zu haben, trägt dazu bei, das eigene Leben und die Welt zu entschleunigen. Und das würde ihr doch tierisch gut tun oder? Wenn du und ich nicht den Anfang machen, wer dann? Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass am Ende des Monats dennoch alles Wichtige erledigt ist. Weil ich es eben clever zum richtigen Zeitpunkt erledige.
It`s magic!
Meine Energie ist endlich und deine auch. Deshalb ist es unsere Pflicht sie uns gut einzuteilen und Zykluswissen hilft dabei.
Nicht immer ist drin, was draufsteht
Neben der irren Geschwindigkeit und unseren oft viel zu voll gepackten Leben, ist das Vergleichen eine Lieblingsbeschäftigung unserer Gesellschaft. Wir lieben Wettkampf und „höher, schneller, weiter“ wird uns von Kindesbeinen an vorgelebt. Wer kann länger auf einem Bein hüpfen und wer schreibt die schönste Sieben? Wer hat den tollsten Garten und wer fährt am häufigsten in den Urlaub? Wer feiert den coolsten Kindergeburtstag und welche Mama näht die tollste Schultüte?
Aber hey, wen interessiert das schon? Die allercoolste Einhorn-Schultüte mit Glitzerstickern und Namenszug muss nicht den tollsten Inhalt haben. Der Schein trügt oft und wenn du gerne unverpackt einkaufst, dann weisst du auch: viel zu oft ist jede Menge Plastik drum und am Ende fast nichts drin. Also lieber hinter die Verpackungen schauen! Lieber den Kindergeburtstag feiern, der dir entspricht und ein tägliches Leben führen, dass dich nicht ständig nur auf den Urlaub hinfiebern lässt.
Lieber echt und verbunden, geerdet und in deinem Rhythmus dein eigenes Ding machen! Unverpackt und unverblümt, wie es deiner wahren Natur entspricht.
Zyklisch leben unterstützt mich dabei, mein Leben immer wieder kritisch zu prüfen. Mich zu fragen:
Bist du mit deinem Alltag happy?
Wo lege ich Wert auf Verpackung und wo auf Inhalt?
Sind in meinem Leben die richtigen Beziehungen drin?
Und passt mir die Füllhöhe?
Habe ich lohnenswerte Ziele, geile Träume und einen Alltag, der rockt?
Das Drumrum kann oft täuschen. Zyklisch zu leben hilft mir, mehr auf den Inhalt zu schauen, als auf die Verpackung.
Entrümpeln und entsorgen, was nicht mehr passt
Stelle ich fest, dass etwas nicht mehr passt in meinem Leben, darf ich es entsorgen. Und damit meine ich nicht nur die beige Bluse mit den viel zu engen Ärmeln, sondern auch Gewohnheiten, Verpflichtungen und Menschen. Ok, die entsorge ich natürlich nicht im wahrsten Sinne des Wortes, doch ich prüfe genau, wer mir wann gut tut.
Der innere Herbst ist die beste Zeit zum Entrümpeln. Ich nennen sie gerne die „No-Bullshit-Time“, weil dort alles zum Vorschein kommt, was uns schon lange nicht mehr passt. Mein Entrümpeln findet auf vielen Ebenen statt. Ich werfe den verschimmelten Inhalt der Tupperdose aus der hintersten Reihe im Kühlschrank genauso weg, wie die einzelne Kindersocke mit den 6 Löchern, die schon seit Tagen im Flur liegt. Ich sage den Termin ab, der mir zu viel wird und ignoriere die Nachricht einer alten Bekannten, die mir immer Kraft zieht. Ich verschenke ein Buch, das ich zwar gut fand, aber nicht behalten möchte und löse mich von dem Gedanken den Großeinkauf heute noch zu schaffen.
Seit ich zyklisch lebe, sammelt sich weniger an bei mir. Weniger ungute Beziehungen, weniger unbrauchbare Gegenstände, weniger Verpflichtungen, die ich zwar wahrnehme, die mir aber eigentlich keinen Spaß machen. Denn dieses Leben ist zu kurz, um es mit den falschen Dingen zu füllen.
Life is a bloody miracle!
Das Wissen um den eigenen Zyklus macht es noch viel wundervoller!
Zur Autorin
Josianne ist Mens-Tante und Zykluscoach. Sie liebt das Altbewährte und Nachhaltige und freut sich viel mehr über gute Inhalte, als glänzende Verpackungen. Seit über 8 Jahren gibt sie ihr Wissen rund um den weiblichen Menstruationszyklus weiter und unterstützt Frauen dabei, ihre inneren vier Jahreszeiten zu erforschen, die Magie des Zyklus zu verstehen und seine Kraft für den Alltag zu nutzen.
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